2018 machte Santje Pander ihren Abschluss an der Universität von Amsterdam (UvA), mit der Schwerpunkt in Restaurierung von Kulturerbe. Derzeit ist sie an der UvA als Trainee beschäftigt und spezialisiert sich auf die Restaurierung historischer Innenräume, mit besonderem Interesse an Nachkriegsarchitektur.
In ihrer Masterarbeit forschte sie über den 1958 von Gerrit Rietveld entworfenen UNESCO-Pressesaal. 2018 wurde sie mit dem '4D-Research Award' der UvA ausgezeichnet. Dieser Award ermöglichte es ihr, die Forschung an der digitalen Rekonstruktion des UNESCO Presseraums nun mit Hilfe des 4D-Forschungslabors fortzusetzen.
Als das UNESCO-Hauptgebäude 1958 eingeweiht wurde, versteckte sich zwischen den Betonmauern ein kleines architektonisches Juwel: der von Gerrit Thomas Rietveld (1888-1964) entworfene UNESCO-Pressesaal, ein nationales Geschenk der niederländischen Regierung an die UNESCO.
Was den Pressesaal sowohl optisch als auch konzeptionell so einzigartig machte, war das perfekte Zusammenspiel zwischen dem mehrfarbigen, geometrisch angeordneten Linoleumboden, der den gesamten Raum bedeckte, und den passend gestalteten Tischplatten. Rietvelds außergewöhnlicher und visionärer Einsatz von Linoleum führte zu einem Innenraum, der eher einem Kunstwerk als einem Büro glich.
In den 1980er Jahren wurde das Interieur des ehemaligen Pressesaals demontiert und an das niederländische Kulturerbeamt zur Aufbewahrung übergeben. Viele architektonische Elemente, wie Wandverkleidungen, der Bodenbelag und einige Möbel gingen dabei verloren oder waren in einem schlechten Zustand. Zusätzlich fehlten wichtige Informationen, um die einzelnen Bestandteile originalgetreu zu restaurieren und wieder aufzubauen. So existieren bis heute keinerlei Farbfotos vom ehemaligen Saal, sondern ausschliesslich Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die von Hand koloriert wurden.
In der Hoffnung, das Interieur des Pressesaals rekonstruieren zu können, wurde 2017 ein Expertentreffen von der niederländischen Agentur für kulturelles Erbe arrangiert, das den Startschuss für ein Forschungsprojekt bildete, das noch immer andauert. Mehrere Forscher haben sich mit dem Pressesaal beschäftigt. Santje Pander verstärkt das Team seit 2018 im Rahmen ihres Masterstudiums.
Im Frühjahr 2018 besuchte Santje das Archiv von Forbo Flooring. Der Linoleumbelag, der für den Boden und die Möbel im Pressesaal verwendet wurde, stammt ursprünglich von Linoleum Krommenie (jetzt Forbo Flooring). In unserem Archiv, das über 100 Jahre alte Kollektionsbücher hütet, entdeckte Santje detaillierte Informationen über die spezifischen Marmoleum-Farben, die Rietveld für seinen Entwurf auswählte.
Zurzeit erstellt Santje ein digitales 3D-Modell des ursprünglichen Raumes, wobei archivierte Marmoleum-Farbmuster als Referenz dienen. Das Modell wird zusammen mit dem 4D-Forschungslabor der Universität Amsterdam erstellt. Der Kurator und die Experten der niederländischen Agentur für Kulturerbe hoffen, langfristig den Raum auch physisch und nicht nur digital rekonstruieren zu können.
Santje Pander | Universität Amsterdam
Merel van Schrojenstein Lantman and Jessica Hensel | Universität Amsterdam
Gal Keshet | Regie, Dreharbeiten und Schnitt
Simone de Vries | Beratung
Tijm Lanjouw | 4D Forschungslabor
RCE | Sylvia van Schaik, Ron Kievits, Dorian Meijnen
Stichting Erven Rietveld | Martine Eskes
Rietveld Stichting | Martine Eskes
UNESCO | Eng Sengsavang
UNESCO | Sammlung des UNESCO-Archivs
Die im Film gezeigten Skizzen und Fotos des Pressesaals stammen aus der Dokumentation der niederländischen Agentur für Kulturerbe und stammen aus folgenden Quellen
UNESCO | Sammlung der UNESCO-Archive, Het Nieuwe Instituut Rotterdam | Rietveld Archief, D. Berretty/GAMMA RAPHO
Filmmaterial Vorspann UNESCO-Gebäude-© UNESCO for moving images
"Het hoofdkwartier van de Unesco te Parijs" Linoleumnieuws 1958, vol.10, Seite 18-19
"UNESCO gebouw Parijs" von A. Buffinga, Artikel in Bouw,1959 vol.14 (40) 1130-1140
"In Search of the Original Press Room", Artikel von Eng Sengsavang, Santje Pander, Dorian Meijnen in Link (Lien) bulletin UNESCO |AFUS, 2019 vol.135 Seite 34