Urlaub mit gutem Gewissen
Kann man angesichts der Klimakrise noch guten Gewissens in den Urlaub fahren? Wir hätten da ein paar Tipps für nachhaltige Erholung. Sogar eine Fernreise ist dabei – mit dem Finger auf der Landkarte.

Rund drei Milliarden Tonnen CO2 entstehen jedes Jahr allein durch den Tourismus. Urlaub ist ein echter Klimakiller, weshalb bei vielen das schlechte Gewissen zum festen Reisebegleiter geworden ist. Dabei ist klimabewusstes Reisen gar nicht schwer, wenn man weiß, dass 75 Prozent der Emissionen allein durch An- und Abreise verursacht werden und weitere 20 Prozent durch die Wahl der Unterkunft.
Fünf einfache Tipps, wie Sie einen Großteil der schädlichen Treibhausgase vermeiden:
1. Regionale Ziele
Je kürzer die Entfernung, desto klimafreundlicher der Urlaub. Wer statt einer Safari Ferien in der Nähe seines Wohnortes macht, hat den Löwenanteil der CO2-Belastung bereits eingespart. Menschen in Mitteleuropa haben dabei einen besonderen Vorteil: Im Umkreis von nur 1000 Kilometern liegen Reiseziele für jeden Geschmack: Wälder, Berge, Strände und jede Menge andere Länder und Kulturen.
2. Umweltfreundliche Verkehrsmittel
Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe verursachen die höchsten CO2-Emissionen pro Kopf. Wer sein Urlaubsziel mit Bus oder Bahn ansteuert, schmälert den Ausstoß um 75 Prozent oder mehr. Selbst der Familienurlaub im eigenen Auto schneidet nur wenig schlechter ab – vorausgesetzt, es sitzen mindestens drei Personen drin. Wer auf eine Seereise nicht verzichten möchte: Fähren sind deutlich klimafreundlicher als Kreuzfahrer. Rad- und Wandertouren sind ökologisch natürlich ohnehin unschlagbar.
3. Lange Reisedauer
Wer mehrere Wochen am Stück Ferien macht, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern schont auch das Klima. Denn auch für einen ausgiebigen Urlaub fällt nur eine An- und Abreise an – was für die Umweltbilanz viel besser ist als mehrere Kurztrips im Jahr.
4. Nachhaltig übernachten
Camping im Zelt hat die mit Abstand beste CO2-Bilanz, ist aber nicht jedermanns Sache. Private Unterkünfte über Vermittlungsportale sind eine gute Alternative, denn sie verursachen wenig bis gar keinen zusätzlichen CO2-Ausstoß verglichen mit dem Leben zu Hause. Ferienwohnungen sind klimaschonender als Hotels. In jedem Fall lohnt es sich, bei der Buchung auf die Nachhaltigkeit des Anbieters zu achten.
5. Am Gepäck sparen
Je weniger Gewicht auf der Reise bewegt werden muss, desto geringer der Energieverbrauch – und damit der CO2-Ausstoß. Mal ehrlich: Wie viele Kleidungsstücke haben Sie nach dem letzten Urlaub ungetragen wieder ausgepackt? Eben!
Es begann im Februar 2022 mit einer Anfrage in der Marketingabteilung bei Forbo in Paderborn. Für das Fach „Möbelentwurf“ an der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) war Melissa Acker auf der Suche nach einem Hersteller nachhaltiger Materialien. Die Akademische Mitarbeiterin des Masterstudiengangs Interior-Architectural Design wollte ihren Studierenden eine ganz besondere Aufgabe stellen: Aus einem ökologisch sinnvollen Werkstoff sollten sie ein neues Produkt entwerfen – und zwar in einem anderen als dem angestammten Einsatzbereich.
Die Wahl fiel auf Linoleum, und aus dem ersten Kontakt zu Forbo wurde binnen weniger Monate ein konkretes Projekt. „Linoleum ist ein Material aus natürlichen Rohstoffen, das in erster Linie als Bodenbelag oder als Beschichtung von Tischoberflächen bekannt ist“, sagt Melissa Acker. „Aber durch seine flexiblen und haptischen Eigenschaften bietet es weitere vielfältige Funktionspotenziale.“ Diese sollten die 21 Studierenden experimentell erforschen.
Der Startschuss fiel zum Beginn des Wintersemesters 2022/23 mit einer Besichtigung des Forbo-Linoleumwerks im niederländischen Assendelft, gefolgt von einem Praxisteil. Denn die angehenden Innenarchitektinnen und Innenarchitekten sollten ihre Werkstücke nicht nur entwerfen, sondern auch Modelle im Maßstab 1:1 anfertigen. Forbo stellte das nötige Material zur Verfügung. Es entstanden vielfältige, kreative und zum Teil bemerkenswerte Produktideen: vom nachhaltigen Schaukelpferd über einen Lounge Chair bis hin zum innovativem Schuhregal.
Betreut wurde das Projekt von Professor Karsten Weigel und Dipl.-Des. Melissa Acker, sowie dem Lehrbeauftragten Dipl.-Des. Alexander Klein. Alle Entwürfe wurden im März 2023 auf der Stuttgarter Designmesse Blickfang ausgestellt, sechs von ihnen zudem zwei Monate später auf der Interzum präsentiert, der weltweit führenden Messe für Möbel und Innenausbau. Die von der Studentin Sophie Heyer entworfene Linoleumleuchte „Alba“ wurde sogar für den Designpreis One and Twenty Award nominiert.
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BLICK IN DIE ZUKUNFT
Ursprünglich hatte er Polsterer gelernt. Noch zu DDR-Zeiten war das, bei der staatlichen Luftfahrtgesellschaft Interflug. Doch kaum war er mit der Lehre fertig, verschwanden erst der Staat und kurz darauf die Fluglinie – und Polsterer waren kaum mehr gefragt. „Ich habe dann eine Umschulung zum Bodenleger gemacht und bin in dem Beruf hängengeblieben“, sagt Mike Zimmermann. Was eine höfliche Untertreibung ist. Denn der 50-jährige Berliner gilt in der Hauptstadt und darüber hinaus als Meister seines Fachs. Wo andere nicht mehr weiterwissen, muss er ran.
So auch beim Exilmuseum in Berlin: Auf einer vier mal sechs Meter großen Weltkarte sollten die globalen Migrationsströme dargestellt werden – angepinnt auf einer anthrazitfarbenen Fläche aus Bulletin Board, einer besonders flexiblen Form von Linoleum, das wie eine Pinnwand genutzt werden kann. Zieht man eine Nadel wieder heraus, schließt sich die Einstichstelle von selbst wieder.
Die Herausforderung: Die Fläche sollte nicht am Boden verlegt werden, sondern vertikal. Der Bodenleger musste – ganz im Gegensatz zu seiner Berufsbezeichnung – auf einem Gerüst arbeiten und das Material in Bahnen an die Wand kleben, ohne dass später Nähte zu sehen sein durften. „Ich habe ein paar Nächte unruhig geschlafen, bei sowas kann eine Menge schiefgehen“, sagt Zimmermann. „Aber am Ende ging es wie Brezeln backen.“ Innerhalb eines Tages war er fertig, die Konturen der Kontinente wurden anschließend von einem Künstler von Hand aufgemalt.
Zimmermann ist Handwerker mit Leib und Seele. „Ich bin sehr detailversessen, vor allem das Knifflige, das Individuelle macht mir Spaß.“ Er mag historische Architektur, sein Ladengeschäft befindet sich in einem Eckhaus aus den Zwanzigerjahren, in dem er auch lebt. Durch das jahrelange Arbeiten mit Linoleum gilt er heute als einer der führenden Experten für dessen Verlegung. „Das ist ein tolles Material, zum Glück entdecken immer mehr Architekten diesen wunderschönen Werkstoff wieder. Linoleumböden beweisen schon seit rund 150 Jahren ihre Langlebigkeit und sind aufgrund ihrer natürlichen Inhaltsstoffe nachhaltig.“
Drei Mitarbeiter hat das kleine Unternehmen, darunter ein Azubi. Das Thema Ausbildung liegt Zimmermann am Herzen, seit vielen Jahren bildet er Lehrlinge aus, zwei von ihnen wurden Landessieger. „Jugendliche müssen heute ganz anders abgeholt werden als früher, die Möglichkeiten der dualen Ausbildung werden oft nicht gut genug aufgezeigt“, beklagt der Handwerksmeister. „Es gibt etwa 550 Bodenlegerbetriebe in Berlin, aber wir kriegen nicht mal eine Berufsschulklasse voll. Das sollte uns nachdenklich stimmen, denn sonst stirbt unser Beruf irgendwann aus.“ Für seinen eigenen Betrieb macht er sich weniger Sorgen. Die schönsten Arbeiten lässt er von einem Fotografen dokumentieren, präsentiert die Bilder online und auf Instagramm. „Ich hatte noch nie Probleme, gute Lehrlinge zu finden“, sagt er.