Alles bleibt anders
Die Freizeitgestaltung hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr verändert: Waldspaziergang statt Einkaufsbummel, mehr Familie, weniger Party.
Karten spielen, Heimwerken, Gymnastik im Wohnzimmer: Was sich liest wie eine Liste der beliebtesten Hobbys aus den 60er-Jahren, ist in Wahrheit eine Aufzählung von Tätigkeiten, die die Menschen im Jahr 2020 häufiger ausgeübt haben als früher. Dank Lockdown und Homeoffice erlebten Gesellschaftsspiele eine Renaissance, ebenso die Werkbank im Keller und der Sport in den eigenen vier Wänden, wie die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen in einer repräsentativen Umfrage herausfand. An der Spitze der beliebtesten Aktivitäten: im Internet surfen und fernsehen. Wir leben eben doch nicht in den 60er-Jahren.
Die Corona-Zeit war nicht nur ein Härtetest für Wirtschaft, Bildung und Gesundheitswesen, sie hat auch die Freizeitgestaltung buchstäblich von außen nach innen gekehrt: Netflix statt Kino, Pizzaservice statt Kneipe, kleiner Kreis statt großer Party. Viele empfanden die Einschränkungen als belastend, den Forschern zufolge hatten sie aber auch gute Seiten: So hätten sich die Beziehungen innerhalb vieler Familien vertieft, das soziale Miteinander sei gestärkt worden. „Die Leute denken mehr darüber nach, was ihnen wichtig ist“, sagt Stiftungsleiter Ulrich Reinhardt, Professor für empirische Zukunftsforschung. Er geht davon aus, dass die neue Normalität nie wieder ganz die alte sein wird – und die Menschen manch liebgewonnene neue Gewohnheit beibehalten werden.
Im Sommer war dies noch nicht unbedingt spürbar, gab es doch nach den Lockdown-Monaten ein gewaltiges Nachholbedürfnis: Endlich wieder ausgehen, feiern, reisen, shoppen! Doch sobald der Konsum-rausch abklingt, dürften die Zeichen des Wandels zutage treten. So haben sich die Menschen beispielsweise daran gewöhnt, online einzukaufen und Essen zu bestellen. Auf dieses Plus an Bequemlichkeit werden viele auch nach dem Ende der Beschränkungen nicht mehr verzichten wollen. Die Unternehmensberater von KPMG erwarten, dass bis zum Ende dieses Jahrzehnts 50 Prozent aller Modeeinkäufe im Internet getätigt werden.
Damit hat die Pandemie einen Trend beschleunigt, der sich seit Jahren abzeichnet: Speziell die junge Generation versteht schon länger nicht mehr, was vorteilhaft daran sein soll, sich durch überfüllte Fußgängerzonen zu schieben, um nach dem Besuch des fünften Schuhgeschäfts festzustellen, dass es die heiß begehrten Sneakers in keinem der fünf gibt. Ein kurzes Tippen auf dem Smartphone dagegen, und der Paketbote liefert die gewünschten Turnschuhe frei Haus. Schon heute liegt der Altersdurchschnitt der Innenstadtbesucher laut „Süddeutscher Zeitung“ bei 48 Jahren. [...]
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